"Aus jedem Fehler lässt sich etwas lernen" | news.wko.at

Wer einen Fehler macht, sollte sich schämen. Nach wie vor herrscht in Österreich diese Denkweise über Fehler und macht es Gründern schwer, ihre Ideen businessfähig zu machen. Deshalb holte Dejan Stojanovic die „Fuckup Nights“ ins Land, um aus den Fehlern anderer Start-ups zu lernen und ein Umdenken anzuregen.

„Kärntner Wirtschaft“: Was sind die drei größten Fehler, die Gründer und Start-ups machen?

Dejan Stojanovic: Mangelnde Vorbereitung auf das Unternehmertum an sich, unterschätzen der notwendigen Zeit und des Aufwands – und zu früh aufgeben.

Probleme mit Businesspartnern kommen auch häufig vor. Worauf sollte geachtet werden?

Gerade durch die „Fuckup Nights“ ist mir bewusst geworden, wie viele Projekte und Unternehmen aufgrund von Problemen mit Geschäftspartnern oder Gründern eine schwierige Zeit durchlaufen  und eventuell sogar scheitern. Wie kann man dieses Risiko mindern? Hausaufgaben machen! Einerseits durch intensive Online- und Offline-Recherchen. Aber auch in persönlichen Gesprächen herausfinden, ob der Geschäftspartner die Vision, den Ehrgeiz und den Mut teilt. Die meisten Vortragenden bisher haben mir verraten: Sie hätten im Endeffekt auf ihr Bauchgefühl hören sollen.

Warum brauchen wir eine andere Fehlerkultur?

Wir haben in Österreich eher eine „Blame-Culture“. Anstatt Fehler sachlich zu analysieren, aus ihnen zu lernen, sie nicht wiederholen, wird bei diesen tendenziell eher der Schuldige gesucht. Solch eine Fehlerkultur ist für den Wirtschaftsstandort Österreich kontraproduktiv.

Innovation entsteht anders – wie?

Die allererste und wichtigste Maßnahme muss in den Köpfen passieren: Nämlich generell die Angst vor dem Scheitern abzuschalten. Stellt sich die Frage „aber was ist, wenn …“ einmal nicht, dann steigt auch der Wille, Risiken zu nehmen, Experimente zu starten, aus gescheiterten Experimenten zu lernen und es erneut zu versuchen.

Was gehört zu einer positiven Fehlerkultur in einem Unternehmen?

Wichtig ist, dass bei Fehlern die Ursache in den Fokus gestellt wird. Dieser Fokus ermöglicht nämlich Verbesserungen und zielt nicht vordergründig auf Bestrafungen ab. Hat man keine Angst, bestraft zu werden, so steigt die Motivation, Fehler rechtzeitig zu kommunizieren. So kann bereits auf kleinere Umstände reagiert werden, anstatt große Fehler kos­tenintensiv zu korrigieren.

Auch ein Blick auf die Fehler der anderen kann sich für Gründer und gestandene Unternehmen lohnen?

Tolstoi sagte: „Viele Erfolge gleichen sich. Aber jeder Misserfolg erzählt seine eigene Geschichte.“ Dem schließe ich mich sehr gerne an und ergänze: Aus jeder dieser Geschichten kann man etwas lernen.

Was haben Sie aus den vielen „Fuckup Nights“ gelernt?

Als ich die Fuckup Nights vor fast genau vier Jahren nach Österreich geholt habe, war das Thema Scheitern sehr stark tabuisiert. Was ich Unternehmen daher mit auf den Weg geben kann: Neue Ideen erfordern Mut und Hartnäckigkeit. Den Pioniergeist auspacken und einfach wieder machen.

Zur Person

Dejan Stojanovic, geboren 1980 im deutschen Melle, ist in Österreich zur Schule gegangen und absolvierte das Studium der Rechtswissenschaften.

Stojanovic gründete sein erstes Start-up in der Automobilindustrie und lebte einige Zeit im Silicon Valley.

Zurück in Österreich gilt er als ein „Serial-Entrepreneur“ und hilft als Digital- und New-Media-Spezialist anderen Unternehmen beim Wachsen.

Besonders setzt er sich für die heimische Start-up-Szene ein und holte das globale Eventformat der Fuckup Nights erstmals nach Österreich – und auch nach Kärnten.

Seit Jahren beschäftigt er sich intensiv mit einer positiven Fehlerkultur und 
deren Innovationspotenzial.